Ingo´s Firesafety-Blog
Willkommen auf meinem Firesafety-Blog! 🔥🐻
Hier findet ihr viele interessante Neuigkeiten, um euer Wissen über Brandschutz zu vertiefen. Von eingehenden Artikeln, die aktuelle Themen und Technologien im Brandschutz beleuchten, bis hin zu praktischen Infoblättern, die Tipps und Tricks für den Alltag bieten, ist für jeden etwas dabei.
Spannende Artikel
- Mona-Lisa-Tunnel Linz: Brandschutztechnische Abnahme durch das IBS
- Eine ganz besondere Abnahme in St. Johann/Tirol
- Brandschutz anders betrachtet – Ein Reisebericht aus dem hohen Norden
- Use Case: Brandschutz im Papierrollenlager
- Use Case: Data-Center
- Use Case: Zwischendecken
- Use Case: Parkgaragen – Fahrzeugbrand
- Use Case: Prison
Umfassende Sanierung des Linzer „Mona-Lisa-Tunnels“
Brandschutztechnische Abnahme durch das Team des IBS
Im Linzer Süden gab es im Sommer 2023 eine große Baustelle: Die elektromaschinelle Ausstattung des Mona-Lisa-Tunnels, wie zum Beispiel die Lüftungs- und Notrufsysteme, sowie die Leitungs-, Betriebs- und Sicherheitseinrichtungen, die im Jahr 2000 installiert wurden, haben ihre Lebensdauer in naher Zukunft erreicht. Aus diesem Grund wurde es notwendig, diese Anlagen einer umfassenden Renovierung oder Erneuerung zu unterziehen. Diese Maßnahme ist erforderlich, um die gesetzlich vorgeschriebene Sicherheit im Tunnel aufrechterhalten zu können. Die Bauarbeiten dauerten von 19. Juni bis 01. September. Der Tunnel wurde in diesen zweieinhalb Monaten zur Gänze für den Verkehr gesperrt.
Über den Tunnel
Der Mona-Lisa-Tunnel befindet sich in den Bezirken Ebelsberg und Pichling in Linz und verläuft entlang der Umfahrungsstraße Ebelsberg, die zwischen der Wiener Straße und der Traun liegt. Dieser Tunnel ist einröhrig mit einer Fahrspur pro Richtung und erstreckt sich über eine Länge von etwa 750 Metern.
Die Sanierung: die Aufgaben des IBS
Das Team des IBS war vor Ort, um in Zusammenarbeit mit den beteiligten Fachfirmen eine Überprüfung der im Tunnel installierten Brandbekämpfungsanlage durchzuführen. Konkret geht es um eine Wassernebel – Brandbekämpfungsanlage der Fa. AQUASYS – ein stationäres System zur Ausbringung von Wassernebel, das vor Auslösung und Inbetriebnahme durch ein Detektionssystem automatisch aktiviert werden muss. Bei dieser Aktivierung und anschließender Inbetriebnahme ist besonders die Zwei-Melder-Abhängigkeit zu beachten: Die erste Meldelinie stellen die Linienbrandmeldekabel der Fa. LISTEC dar. Die zweite Meldelinie ist je ein Handauslösetaster im Handsteuerkasten der Tunnelwarte Ost bzw. West.
Wie funktioniert diese Überprüfung?
Nach erfolgter Auslösung wird an den im Tunnel montierten Düsen Wassernebel – also feinst zerstäubtes Wasser – ausgebracht. Dieser Wassernebel entzieht dem Brandherd Wärme und kühlt die brennbaren Rauchgase ab. Das Wasser wird im Pumpenhaus von der Stadtwasserleitung der LINZ-AG entnommen, und bei Auslösung über zwei Hochdruckpumpen dem betroffenen Bereichen zugeführt. Dieser Bereich besteht im Normalfall aus drei Sektionen, die jeweils getrennt über ein eigenes Bereichsventil angesteuert und ausgelöst werden.
Die Hauptleitung im Tunnel steht im Normalfall immer unter Druck welche über eine Jockey-Pumpeneinheit gehalten werden (um etwaige Leckagen und Temperaturunterschiede auszugleichen). Die Hauptleitung ist somit bis zu den Bereichsventilen immer mit Wasser versorgt und wird mittels einer Begleitheizung im Winter vor dem Einfrieren geschützt. Die Düsenleitungen nach den Bereichsventilen sind als Trockenverrohrung ausgeführt, die nur im Falle einer Auslösung im jeweiligen Bereich mit Wasser beaufschlagt werden.
Das System ist auf folgende Orte bzw. Abschnitte aufgeteilt:
- Warte Ost
- Subwarte West
- Pumpenhaus (hinter der Lärmschutzwand beim Westportal)
- Tunnel
Details zur Funktionsweise der Hochdruckwassernebel-Löschanlage im Tunnel:
Über die Gesamte Länge des Tunnels befindet sich ein Brandmeldekabel das ständig überwacht wird. Im Falle eines Brandes wird die Position des Ereignisses detektiert und an die übergeordnete Tunnelsteuerung weitergemeldet. Parallel werden über die Brandmeldezentrale die zuständigen Einsatzkräfte inkl. Zuordnung, Portal Ost oder Portal West alarmiert.
Nach erfolgter Auslösung über Detektionskabel werden die in der Pumpenzentrale befindlichen Versorgungspumpen gestartet. Die im Tunnel verbauten Bereichsventile bleiben jedoch geschlossen. Die Wasserversorgung ist hier über eine permanente Wasserversorgung sichergestellt. Um eine Ausfallsicherheit/ Redundanz zu gewährleisten sind 3 Versorgungspumpen in der Pumpenzentrale verbaut, wobei die 3. Pumpe über Druckabfall im Leitungssystem automatisch gestartet wird.
Nach dem Eintreffen der Einsatzkräfte kann der detektierte Bereich manuell über die jeweiligen Auslösekästen im Portal Ost bzw. Portal West gestartet und gestoppt werden. Es öffnen jeweils 3 Bereichsventile im detektierten Bereich, im Bereich davor und im Bereich danach. Das Öffnen und Schließen der Bereichsventile kann beliebig durchgeführt werden um die Sicherheit bzw. das effektive Arbeiten der Einsatzkräfte am Einsatzort sicherzustellen. Die Anlage wird nach erfolgter Auslösung durch den geschulten Betreiber zurückgesetzt.
Hier ein kurzes Video zu unseren Aufgaben im Mona-Lisa-Tunnel:
Eine ganz besondere Abnahme in St. Johann/Tirol
Sonderform einer Schaumlöschanlage für einen Helikopter-Landeplatz – die oder eine der ersten Anlagen dieser Art in Österreich!
Konkret handelt es sich um einen Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach eines Gebäudes. Man bezeichnet dieses Löschsystem auch als „DIFFS-FFAS“ (Deck Integrated Fire Fighting System – Fixed Foam Application System).
Das System besteht aus folgenden Baugruppen:
- Steuereinheit
- Konstantpumpe inkl. Schaummittelzumischsystem
- Schaummittelbehälter inkl. Niveauüberwachung
- Wasser Voratsbehälter inkl. Niveauüberwachung für die erforderliche Betriebsdauer
- Löschdüsen (-system mit Verrohrung) (integriert im und unter dem Helideck)
- 2 Auslösetaster jeweils bei den Zugängen
- 1 Auslösetaster beim Portier
- 2 Überwachungskameras für Portier
Beim Anflug eines Helikopters wird durch den Portier oder durch den Piloten die Betriebsbereitschaft des „DIFFS“ Hergestellt. Durch diese Maßnahme schließt sich der Ablaufschieber der Löschwassersammelbehälter und die Beleuchtung des Landeplatzes wird eingeschaltet. 10 min nach Aktivierung des Ablaufschiebers öffnet sich dieser wieder automatisch. Die Auslösung des Systems im Ernstfall kann entweder über die bei den Zugängen bzw. beim Portier situierten Auslösetaster erfolgen. Nach Auslösung wird das installierte Rohrleitungssystem geflutet und das Wasser Schaumgemisch über die im Deck integrierten sogenannten POP-UP Düsen für eine Zeitdauer von 3min ausgebracht. Parallel wird die Alarmierung der Einsatzkräfte über die Brandmeldeanlage eingeleitet.
Nach erfolgter Auslösung müssen die Rohleitungen manuell entleert werden. Die Ablaufleitungen in die Wassersammelbehälter sind zusätzlich mit einer Begleitheizung ausgestattet, um die Funktionsweise auch im Winter zu gewährleisten. Die aufgefangenen Medien sind anschließend fachgerecht zu entsorgen. Nach manueller Befüllung des Wasserbehälters und des Schaummittelbehälters ist die Anlage wieder voll funktionsbereit.
Das für diese Anlage eingesetzte Schaummittelkonzentrat muss fluorfrei sein und bestimmten Anforderungen entsprechen (Anforderungen der Leistungsstufe C gemäß ICAO Airport Services Manual Doc 9137). Bei der jährlichen Überprüfung der Anlage wird zusätzlich eine Schaummittelprobe entnommen.
Hier geht´s zum Video:
Brandschutz anders betrachtet – Ein Reisebericht aus dem hohen Norden
Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Das alte Sprichwort hat sich auch im Fall von unserem Kollegen Stefan Schipke wieder einmal bewahrheitet. Auf seiner mehrwöchigen Reise durch die nordischen Länder Europas hat er dabei so einiges erlebt, das einen Reisebericht wert ist.
Die Reiseroute durch den Norden
Seine Reiseroute führte Stefan Schipke mit dem Wohnwagen von Österreich aus durch Tschechien und Polen hinauf in die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland. Nach eingehender Besichtigung ging es weiter nach Finnland, quer durch Lappland bis zum Nordkap. In der zweiten Hälfte der Tour ging es dann durch die einzigartige Fjordlandschaft Norwegens wieder herunter und über Schweden zurück nach Deutschland und schließlich Österreich.
Beobachtungen zum Brandschutz in Skandinavien
Dem geschulten Auge Schipkes fielen dabei auch so manche Besonderheiten sowohl im Vorbeugenden Brandschutz als auch generell im Umgang der Nordländer mit dem Thema Sicherheit auf, die sich doch teilweise erheblich vom österreichischen Weg unterscheiden.
Kontraste im Brandschutz: Österreich vs. Nordländer
Neigt Österreich dazu, das Land der Kompromisse zu sein, so scheint es in den Nordländern eine Tendenz zum Extremen zu geben: Wenn Sicherheit, dann komplett und ohne Kompromisse. Wenn nicht, dann eben gar nicht. Was das in der Praxis bedeutet, hat Schipke anhand vieler Bilder festgehalten.
Selbstschutz als Priorität im Norden
Das Feuerwehrwesen in Skandinavien ist in der Größe und Anzahl der Stationen nicht mit dem österreichischen Feuerwehrwesen vergleichbar. Die Feuerwehren im Norden sind zwar sehr gut ausgebildet, aber einerseits gibt es sie nicht in der großen Anzahl wie bei uns und andererseits sind auch die Anfahrtswege der Feuerwehr wesentlich größer. Deshalb dauert es in der Regel zu lange, bis die Feuerwehr tatsächlich im Brandfall vor Ort eintrifft und helfen kann.
Brandschutztechnisch komplett auf den Selbstschutz angewiesen sind zwei ehemalige Landwirtschaften (Knisfla und Skagefla) im Geiranger-Fjord – denn hier ist keinerlei Erreichbarkeit durch die Feuerwehr in einer (halbwegs) angemessenen Zeit denkbar.
(rechts und links oben auf dem Hochplateau)
Gesetzliche Regelungen und Selbstrettungsgeräte
Was allerdings gesetzlich vorgeschrieben ist, sind – wie auch bei uns – verpflichtende Rauchmelder in allen Haushalten sowie eine Löschausrüstung (wie zum Beispiel ein Handfeuerlöscher). In Norwegen beispielsweise gibt es bereits seit 1990 eine gesetzliche Regelung, wonach in jedem Haushalt ein Rauchmelder pro Etage installiert sein muss.
Üblich ist in den skandinavischen Ländern auch die Installation von Selbstrettungsgeräten, z. B. (ausklappbare) Rettungsleitern an den Außenwänden von Wohngebäuden, um eine Selbstrettung im Brandfall zu ermöglichen.
Besonderheiten im öffentlichen Brandschutz
Anders organisiert ist der Vorbeugende Brandschutz in öffentlichen Gebäuden wie zum Beispiel in Hotels. Hier ist der Standard komplett vergleichbar mit dem in mitteleuropäischen Ländern. Der Hintergrund dürfte darin liegen, dass bei Touristen kein gleichermaßen umfangreiches Wissen punkto Selbstschutz und Maßnahmen zum Vorbeugenden Brandschutz vorausgesetzt werden kann wie bei der eigenen Bevölkerung, die laufende Aufklärungs- und Schulungsmaßnahmen erhält.
Extreme Sicherheitsmaßnahmen in historischen Stätten
Die höchsten Sicherheitsmaßnahmen ohne Kompromisse finden sich dagegen bei Gebäuden des öffentlichen Interesses oder Denkmälern, wie zum Beispiel der Stabkirche in Lom: Um das hohe Brandrisiko zu minimieren, ist die Kirche innen und außen mit einer automatischen Sprinkleranlage ausgestattet. Jede Dachfläche, jeder Dachvorsprung, der Turm und das gesamte Innere sind sprinklergeschützt. Die Sprinklerköpfe sind sehr gut versteckt, die Leitungen bemalt und aus Kupfer – um möglichst wenig aufzufallen. Zusätzlich ist außen eine Blitzschutzanlage integriert. Insgesamt ein enormer (Kosten-)Aufwand, der selbst für ein geschultes Auge nicht leicht zu entdecken ist.
Ähnlich ist die Situation in der Altstadt von Bergen: die gesamte Altstadt besteht aus alten Holzhäusern, größtenteils sehr engstehend aneinandergebaut. Um die Altstadt vor einem Brand zu schützen, wurden sämtliche Häuser innen und außen mit einer Sprinkleranlage geschützt. Auch hier wurde ein enormer Aufwand ohne Kompromisse betrieben.
Ein Blick über den Tellerrand
Der Hang zu den Extremen – entweder ganz oder gar nicht – zog sich also konsequent durch alle Reisestationen durch und brachte den Experten dazu, Brandschutz einmal anders zu betrachten. Auch wenn vielleicht nicht alles auf Österreich übertragbar ist, eines hat der Blick über den Tellerrand deutlich gezeigt: „Punkto Selbstschutz und Aufklärung der Bevölkerung können wir uns durchaus an den Nordländern ein Beispiel nehmen, denn hier gibt es in Österreich sicherlich noch Aufhol-potenzial,“ ist Stefan Schipke überzeugt.
Use Case: Brandschutz im Papierrollenlager
Eine spezielle Versuchsanordnung – Brandschutz im Papierrollenlager
Die Herausforderung bestand darin, eine Feinsprühlöschanlage in einem Papierrollenlager zu testen, für die es keine definierten Normen gab. Das Schutzziel der Löschversuche bestand darin, das Brandereignis unter Kontrolle zu halten und den Brand mittels eines Hochdruckwassernebel-Brandbekämpfungssystems so weit zu unterdrücken, dass kein Übergreifen des Brandes erfolgt und dieser infolge durch Einsatzkräfte abgelöscht werden kann.
Dazu wurde auf einem Versuchsgelände ein Abschnitt des Papierlagers im realen Maßstab nachgebaut. Die Versuchsräumlichkeit war eine 4-seitige Einhausung inklusive Überdachung, bestehend aus gestapelten Seecontainern (Wände) und einer Stahlkonstruktion für Dach und Zugangstor. In diesem Versuchsaufbau werden die Einbauten real nachgebildet und original bestückt.
Aufgabe des IBS war es, zu überprüfen, ob die Umsetzung auch den tatsächlichen Papierlagern beim Kunden entsprach. Zu den berücksichtigten Faktoren gehörten die Abmessungen der Lagerhalle, die Art der Lagerung – ob Regal- oder Blocklagerung vorliegt, die Art des gelagerten Materials, die Umgebungsbedingungen und zahlreiche weitere Aspekte.
Gleichzeitig entwickelten wir maßgeschneiderte Versuchsszenarien, da keine der relevanten Normen direkt anwendbar war. Wir setzten unser mobiles, akkreditiert-kalibriertes Messequipment ein, um das System zu testen und alle Daten auszuwerten. Anschließend erstellten wir auf Grundlage der gewonnenen Daten sowie der Foto- und Videodokumentation den Prüfbericht und stellten das Zertifikat aus.
Use Case: Data-Center
Wassernebel-Brandbekämpfungssysteme in einem Daten-Center – geht das?
Ursprünglich war eine Gaslöschanlage in diesem Data-Center verbaut. Diese Art der Löschanlagen birgt allerdings Gefahren für anwesende Personen. Aus Sicht des Personenschutzes kommt daher nur eine Wasserlöschanlage in Frage.
Die Aufgaben des IBS bei diesem Projekt umfassten die Erstellung der Versuchsspezifikation, die Aufbaukontrolle, die Versuchsbegleitung und natürlich auch die Dokumentation. Für Data-Center gibt es keine gültigen Normen, nach denen die Löschanlagen geprüft werden können, daher absolvierten wir einige Vorversuche und wir entwickelten explizit daraus die genaue Versuchsspezifikation.
Schutzziel:
Brandunterdrückung, wenn möglich Löschung, auch wenn die Lüftung im Serverraum weiterläuft.
Brandlast:
Ausgemusterte Computer und Serveranlagen
Relevante Umgebungsparameter:
Gaskonzentrationen, Windgeschwindigkeiten, Temperatur
Prüfung:
- Vorversuche für die Spezifikationen
- 3 Szenarien zu je zwei Versuchen
Über Zwischenböden zwischen den Serverrakes wurde kalte Luft eingeblasen und an der Decke – angewärmt durch die Computerinfrastruktur – wieder abgesaugt.
Der Brandausbruch wurde innerhalb der Rakes angenommen, im Zugangsbereich für IT-Mitarbeiter.
Löschdüsen befanden sich an der Decke und über den Racks, die automatisch ausgelöst wurden.
Das positive Ergebnis der Tests bestätigte unsere Vorgehensweise: mittlerweile sind Wassernebel-Brandbekämpfungssysteme in Data-Center Standard und unsere Testergebnisse wurden in den FM-Richtlinien übernommen!
Use Case: Zwischendecken
Brandversuche mit einer Hochdruck-Wassernebel-Löschanlage zum Schutz von Zwischendecken bei OH-Risiken
Das IBS wurde beauftragt, projektbezogene Brandversuche zur Eignung einer Hochdruck-Wassernebel-Löschanlage für den Schutz von Zwischendecken in OH-Risiken durchzuführen.
Das Schutzziel dieser Löschversuche war die Umsetzung der VdS-OH-Prüfvorschrift (Zwischenböden/Decken) auf Basis der ONR CEN/TS 14972 Annex A und EN 12845. Ziel war es, eine Brandunterdrückung und – wenn möglich – eine Brandlöschung mit einer Hochdruck-Wassernebel-Löschanlage zu erreichen.
Diese Richtlinien bildeten die Grundlage für die Tests:
- ONR CEN/TS 14972: Ortsfeste Brandbekämpfungsanlagen – Feinsprüh-Löschanlagen – Planung und Einbau, Ausgabe 09/2011 (subsidiär).
- Prüfvorschrift VdS-OH (Zwischenböden/Decken), Ausgabe 03/2012
- EN 12845 Ortsfeste Brandbekämpfungsanlagen
Über den Versuchsaufbau:
Bei der Versuchsfläche handelte es sich um eine 4-seitige Einhausung einschließlich Überdachung, bestehend aus einer mit Trapezblech verkleideten Stahlkonstruktion. Diese Einhausung stellt auch im Maßstab eine reale Anwendung dar. In diesem Versuchsaufbau wurden die Einbauten entsprechend der Prüfvorschrift nachgebildet. In diesem Raum wurde eine Düsenreihe mit 2 Düsen installiert. Zum Zeitpunkt der Prüfung betrug die Umgebungstemperatur ca. +18°C.
Zum Versuchsablauf:
Im Rahmen der Versuchsreihe wurden ein Nullversuch, ein Referenztest mit einer Sprinkleranlage und 4 Abnahmeprüfungen mit der Hochdruck-Wassernebel-Löschanlage durchgeführt:
- Freier Abbrand (Nullversuch) – Löschanlage abgeschaltet
- Referenztest Sprinkler (3m Sprinklerabstand)
- Abnahmeprüfung 1 Hochdruck-Wassernebel (4m Düsenabstand):
- Abnahmeprüfung 2 Hochdruck-Wassernebel (4m Düsenabstand):
- Abnahmeprüfung 3 Hochdruck-Wassernebel (5m Düsenabstand):
- Abnahmeprüfung 4 Hochdruck-Wassernebel (5m Düsenabstand):
Beim Referenztest, sowie bei den 4 Prüfungen betrug die Betriebszeit jeweils 10 min.
Aufgrund der Prüfergebnisse können beide Hochdruck-Wassernebel-Abnahmeprüfungen mit 4 m Düsenabstand und beide Hochdruck-Wassernebel-Abnahmeprüfungen mit 5 m Düsenabstand als gleichwertig oder besser als die Sprinkler-Referenzprüfung eingestuft werden, was zu einer positiven Endbewertung führt.
Auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse und der erreichten Temperaturwerte wurde festgestellt, dass die geprüfte Hochdruck-Wassernebel-Löschanlage das definierte Schutzziel „Schutz von Zwischendecken bei OH-Risiken“ erreicht.
Bei der projektspezifischen Auslegung wurden die Anforderungen der national gültigen Normen und Richtlinien (z.B.: EN 12845, TRVB 127 S, VdS CEA 4001, VdS 3188, NFPA 750, …) sowie die herstellerspezifischen Einbauanleitungen jederzeit berücksichtigt.
Use Case: Parkgaragen – Fahrzeugbrand
Das IBS wurde beauftragt, Brandversuche für die Eignung eines Hochdruck-Wassernebel-Brandbekämpfungssystems zum Schutz von Parkgaragen durchzuführen. Das anzuerkennende Feinsprühsystem sollte in den in diesem Konzept beschriebenen Versuchen eine mindestens gleichwertige Löschwirksamkeit wie eine Sprinkleranlage aufweisen.
Die Versuchsräumlichkeit war eine 4-seitige Einhausung inkl. Überdachung, bestehend aus einer Stahlkonstruktion, die mit Trapezblechen ummantelt wurde. Diese Konstruktion stellte im Maßstab eine reale Anwendung dar. In diesem Versuchsaufbau wurden die Fahrzeuge gemäß der vorgegebenen Testspezifikation aufgestellt. Es wurde eine Düsenleitung mit 4 Düsen montiert. Zum Zeitpunkt der Prüfungen betrug die Umgebungstemperatur zirka + 18°C
Für die Versuche wurden 3 Fahrzeuge im Brandraum platziert. Der Abstand zwischen den Fahrzeugen betrug 0,6m und die verwendeten Fahrzeuge mussten möglichst ähnlich sein (Marke, Größe, brennbare Bestandteile).
Unsere Aufgaben bei diesem Projekt umfassten die Aufbaukontrolle, die Versuchsbegleitung und auch die Dokumentation. Diese Versuche wurden gem. der Norm EN 14972 “Fixed firefighting systems — Water mist systems — Part 5: Test protocol for car garages for automatic nozzle systems” durchgeführt.
Messungen:
- Druck
- Temperatur
- Wärmestrahlung
Versuchsablauf:
- Referenzversuch Sprinkler (3,5 m Sprinklerabstand)
- Abnahmeversuch 1 HDWN (4,5 m Düsenabstand)
- Abnahmeversuch 2 HDWN (4,5 m Düsenabstand)
Während des gesamten Versuches wurde folgendes aufgezeichnet:
- Videoaufnahme des Versuches
- Temperaturverlauf an allen Thermoelementen
- Druck der Wassernebel-Anlage an der Druckversorgung
- Durchfluss in der Versorgungsleitung zu den Wassernebel-Düsen
Weiters waren folgende Kriterien zu beachten:
- die Scheiben der beiden äußeren Fahrzeuge dürfen nicht bersten,
- es darf kein Brandüberschlag auf andere Fahrzeuge stattfinden (thermische Verformungen sind zulässig),
- der Brandschaden und die Temperatur beim anzuerkennenden System muss mindestens gleichwertig oder geringer ausfallen als beim Referenzsprinklersystem
Nach Auswertung aller vorliegenden Daten und Unterlagen fertigten wir den positiven Versuchsbericht aus. Grundlage dafür sind die Akkreditierungsnorm ISO/IEC 17025 sowie die EN 14972.
Use Case: Prison
Wirksamkeit einer Wassernebellöschanlage in Gefängniszellen
Facts:
- Versuchsszenario: Nachbau einer Gefängniszelle für zwei Insassen
- Ziel der Tests: Temperatur und Gaskonzentration über einen gewissen Zeitraum unter einem vorgegebenen Wert zu halten
- Geprüft nach: BREglobal Richtlinie (Performance Specification for Manual Water Mist Suppression Systems for Custodial Establishments)
- Ergebnis: alle Tests waren erfolgreich
Unser Kunde sollte Wassernebellöschanlagen in Gefängniszellen im arabischen Raum installieren und bat uns um die entsprechenden Zulassungsprüfungen. Nachdem diese Realbrand-Szenarien nicht in unserem Akkreditierungsumfang enthalten sind, unser Kunde allerdings einen akkreditierten Test beauftragt hat, führten wir sie nach EN 14972, Teil 1, Anhang A – Entwicklung von repräsentativen Brandprüfungen durch.
Die Versuchsszenarien – insgesamt vier plus einen 0-Versuch* – wurden nach BREglobal Richtlinie entwickelt, von uns überprüft und freigegeben. Wir kontrollierten nach unseren Akkreditierungsstandards die Aufbauarbeiten und begleiteten mit Datensicherung, Foto- und Videodokumentation die Durchführung der Realbrandversuche.
Unterschiede bei den Szenarien waren in drei Fällen verschiedene Düsenpositionen. Im vierten Setting wurde eine sogenannte Watermist-Gun ohne automatische Auslösung eingesetzt.
*In regelmäßigen Abständen führen wir – im Einvernehmen mit dem Kunden – einen 0-Versuch durch. Dieser ist nicht in den Normen definiert, zeigt allerdings die Auswirkungen eine Brandes ohne Einsatz eines Löschsystems.
Akkreditiert-kalibriertes mobiles Messequipment im Einsatz
Die Akkreditierungsnorm EN ISO / IEC 17025 gibt vor, dass unsere prüfungsrelevanten Messinstrumente regelmäßig rückführbar durch ein befugtes Kalibrierlabor überprüft werden müssen, um korrekte Messungen zu gewährleisten.
Unser wichtigstes Gerät dabei ist der Datenlogger. Es misst und erfasst bereits viele der benötigten Testdaten. Beispielsweise wurden die lt. Versuchsspezifikation geforderten Temperaturen, die Masse des Löschmittels zur Löschmittelmengenermittlung und die an den Löschdüsen erforderlichen Drücke erfasst.
Als Brandlast verwendeten wir Matratze, Bettwäsche, Snacks, Kleidung, Zeitschriften, Computer etc. Die einzelnen Bestandteile wurde bei jedem Szenario in der gleichen Anordnung und mit gleichem Gewicht verwendet. Um dies sicherzustellen, muss mit einer kalibrierten Waage gemessen werden.
Wie auch immer das Setting des Realbrandversuchs aufgebaut ist, die Umgebungsbedingungen spielen eine wesentliche Rolle. Egal ob es sich um Wind, Temperatur oder Feuchtigkeit handelt, vorgegeben sind bestimmte Werte, die erreicht werden müssen. Sie wurden mittels Temperatur-Luftfeuchte-Messgerät gemessen, validiert und verifiziert.
Der Versuchsaufbau
Für den Aufbau der Gefängniszelle wurde ebenfalls Holz verbaut, folglich hatten wir mit einem Holzfeuchtemessgerät – jeweils vor Versuchsbeginn – die Materialfeuchte zu messen. So wurde sichergestellt, dass das verwendete Holz den Testanforderungen entspricht.
Die Konzentration der bei einem Brand entstehenden Gase wird von unserem Gasmessgerät gemessen und aufgezeichnet. Im Personenbereich sind gewisse Grenzwerte normativ vorgegeben, die auch nicht überschritten werden dürfen. Gemessen wird im Kopfbereich eines in der Zelle sitzenden Insassen, ca. 160 cm über dem Boden.
Für diese Realbrandversuche mussten vor Durchführung alle Aufbauten, Abstände, Umgebungsparameter, Materialien, Brandlasten überprüft, validiert und dokumentiert werden. All diese Kenngrößen müssen der entwickelten und freigegebenen Versuchsspezifikation entsprechen.
Um die Reproduzierbarkeit der Tests sicherzustellen, müssen die definierten Abstände der Aufbauten exakt eingehalten werden. Umgebungsparameter wie die Luftfeuchte oder Temperatur unterliegen Grenzwerten, die weder unter- noch überschritten werden dürfen. All diese Parameter wurden gemessen und dokumentiert.
Als Brandlast – die in der BRE Richtlinie definiert ist – verwendeten wir in diesem Projekt typische Utensilien in einer Gefängniszelle. Natürlich Bett mit Matratze und Bettwäsche, Kleidung, Zeitschriften, Snacks, Geräte wie Computer uvm. Natürlich musste auch die Brandlast in jedem Versuchsszenario gleich aufgebaut sein.
Unser Kunde hatte in seiner Versuchsspezifikation unterschiedliche Positionen der Löschdüsen definiert, die es einzuhalten galt. Beim vierten Szenario kam die Watermist-Gun zum Einsatz, mit manueller Auslösung und es waren keine zusätzlichen Düsen angeschlossen. Löschmitteldruck und -durchfluss wurden mit konstantem Druck (Konstantpumpe) durchgeführt.
Fakt oder Fake?! Mythen im Brandschutz
„Bei einer Sprinkleranlage lösen alle Sprinklerköpfe gleichzeitig aus…“ ➡️ Fake! ❌
Diese Aussage ist falsch❗️
Nur der Sprinklerkopf über dem Brandherd löst aus, sobald die Temperatur den Schwellenwert erreicht. 🤓
„Brandmeldeanlagen alleine können Feuer automatisch löschen.“ ➡️ ein klarer Fake!
Brandmeldeanlagen erkennen Feuer und lösen Alarm aus, aber sie können das Feuer nicht automatisch löschen. Das Löschen erfolgt normalerweise durch Löschanlagen wie z.B. Sprinkler- oder Gaslöschanlagen.
„Sprinkleranlagen können durch Zigarettenrauch ausgelöst werden.“ ➡️ Fake! ❌️
Sprinkleranlagen sind in der Regel so konzipiert, dass sie aufgrund von entsprechender Wärmeentwicklung aktiviert werden. Die Sprinklerköpfe enthalten sogenannte Glasphiolen, die auf eine bestimmte Temperatur reagieren. Wenn diese Temperatur erreicht bzw. überschritten wird, bricht diese Glasphiole und aus dem Sprinklerkopf strömt Wasser aus, um das Feuer zu bekämpfen oder einzudämmen.
⚠️ACHTUNG: es gibt unterschiedliche Ausführungsarten von Sprinkleranlagen! Mehr dazu steht in unserem Infoblatt zu Sprinkleranlagen.
„Wassernebellöschanlagen verwenden weniger Wasser als herkömmliche Sprinkleranlagen.“ ➡️ Fakt! ✅️
Diese Aussage ist korrekt! Wassernebellöschanlagen verwenden weniger Wasser, weil das Wasser in feine Nebeltröpfchen zerstäubt wird, was wiederum zu einer effizienteren Nutzung führt 💧
„Brandmeldeanlagen können Brände rechtzeitig erkennen und Alarme auslösen.“ ➡️ Fakt! ✅️
Diese Aussage ist korrekt❗️
Brandmeldeanlagen sind darauf ausgelegt, Brände frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig Alarme auszulösen, um Menschen und Werte zu schützen. 🤓
„Bei einer Sprinkleranlage lösen alle Sprinklerköpfe gleichzeitig aus…“ ➡️ Fake! ❌
Diese Aussage ist falsch❗️
Nur der Sprinklerkopf über dem Brandherd löst aus, sobald die Temperatur den Schwellenwert erreicht. 🤓
„Sprinkleranlagen können nicht in frostgefährdeten Bereichen eingesetzt werden.“ ➡️ Fake! ❌
Diese Aussage ist falsch❗️
Der Mythos, dass Sprinkleranlagen nicht in frostgefährdeten Bereichen verwendet werden können, beruht auf der Annahme, dass das Wasser in den Leitungen bei niedrigen Temperaturen gefrieren könnte, was zu Schäden führen würde. Tatsächlich gibt es jedoch spezielle Sprinklersysteme, die für frostgefährdete Bereiche konzipiert sind. Hier sind einige wichtige Punkte dazu:
Frostschutzmittel im Wasser: Ein häufiger Ansatz zur Vermeidung von Frostschäden in Sprinkleranlagen besteht darin, Frostschutzmittel dem Wasser zuzusetzen. Diese Frostschutzmittel senken den Gefrierpunkt des Wassers, sodass es auch bei niedrigen Temperaturen flüssig bleibt.
Trockenrohrsysteme: In frostgefährdeten Bereichen können auch sogenannte Trockenrohrsysteme eingesetzt werden. Bei diesen Systemen ist das Sprinklernetz mit Druckluft gefüllt, und das Wasser tritt erst aus, wenn ein Sprinkler auslöst. Dies verhindert, dass Wasser in den Rohren einfriert.
Beheizte Leitungen: In einigen Fällen werden beheizte Rohrsysteme verwendet, um sicherzustellen, dass das Wasser in den Leitungen nicht gefriert.